Chronik

1. Die Gründerjahre

Am 16.02.1924 finden sich ausgerechnet 24 Göttinger Angler und solche, die es noch werden wollen, zur Gründung des Sport-Angelklubs Göttingen zusammen.

Man steckt sich keinen hohen Ziele, sondern schließt sich – einfach ausgedrückt – zusammen, um gemeinsam Angelmöglichkeiten zur Bereicherung des wohl doch eher kargen Speiseplans in jener schweren Zeit nach der Inflation zu finden.

Der erste Vorstand besteht aus 4 Vorständlern und 2 Beisitzern. Sie entwerfen die erste Satzung, welche noch heute beim Amtsgericht einzusehen ist.

Am 30.10.1924 wird der Sport-Angelklub Göttingen e.V. unter der Nummer 115 in das Vereinsregister eingetragen.

Neben den umfangreichen Gründungsformalitäten kommt das eigentliche Vereinsziel, die Anpachtung von Gewässern zur Ausübung der Fischerei, nicht zu kurz. Bei diesen Aktivitäten kristallisieren sich schon bald Mitglieder heraus, die Dank ihrer Zielstrebigkeit, ihrem Durchsetzungsvermögen und ihrem zukunftsweisenden Handeln den Grundstock für das legen, was unseren Verein heute ausmacht.

Trotz der damals verkehrstechnisch wesentlich schlechteren Möglichkeiten und ohne Rücksicht auf Entfernungen richten diese Mitglieder ihr Augenmerk nicht nur auf Göttinger Gewässer, sondern erkennen schon frühzeitig, dass die wenigen Bäche um Göttingen sowie die Leine für eine größere Anzahl von Anglern nicht ausreichen. In den folgenden Jahren werden so auch entfernter gelegene Gewässer angepachtet, jedoch ohne, dass die nähere Umgebung aus den Augen zu verloren worden wäre.

Im Jahr 1935 wird die Satzung des Sport-Angelklub Göttingen e.V. durch eine neue ersetzt. Sie ist Ausdruck für zukunftsweisendes, weitsichtiges Denken und Handeln dieser Männer der ersten Stunde.

In ihr tauchen Ziele auf, die inhaltlich schon den heutigen satzungsgemäßen Aufgaben gleichen.

So ist es eine Priorität, die Gewässer zu hegen und zu pflegen, sie gegen Schädigung und Vernichtung der Lebensbedingungen der Fische durch Wasserbauten, -verschmutzungen oder –vergiftungen zu schützen, sowie zur Erhaltung des Landschaftsbildes beizutragen.

Auch die Förderung der Jugend wird erstmalig erwähnt.

Über die Kriegsjahre kann mangels Unterlagen kaum etwas berichtet werden.

Die wenigen vom Fronteinsatz verschont gebliebenen Vereinsmitglieder kümmern sich um die Fischerei und die Gewässer, soweit es im Rahmen ihrer Möglichkeiten liegt. Eine ordnungsgemäße Bewirtschaftung der Gewässer und ein eigentliches Vereinsleben können während dieser Zeit nicht aufrechterhalten werden.

2. Die Nachkriegszeit

Das Vereinsleben in den 50er und 60er Jahren war geprägt durch Kameradschaft, Sportlichkeit und Geselligkeit.

Die Erzählungen vom Angeln allein oder mit Freunden zur Bereicherung der Speisekarte in jener schweren Zeit des Wiederaufbaus, die regelmäßigen Treffen in der Turniergruppe oder die lockeren Zusammenkünfte im „Gasthaus zur Stegemühle“ bringen noch heute so manches ältere Mitglied ins Schwärmen.

Die gut besuchten Monatsversammlungen finden mit wachsender Mitgliederzahl in verschiedenen Lokalitäten statt.

Der beliebteste Treffpunkt dürfte aber wohl doch die „Stegemühle“ gewesen sein.

Die Forellen- und Aalruten sind am Leineufer direkt vor dem Kneipenfenster aufgebaut. Drinnen wartet man bei Skat und Bier auf das Erklingen der Aalglocken.

Bei besonders heftigen Bissen wird schon mal der kürzere Weg durchs Fenster gewählt, um an die Rute zu gelangen.

Dem Gastwirt, welcher selbst Mitglied ist, macht dieses nichts aus, zählen seine Sportkameraden doch zu seinen liebsten Gästen.

Die sich großer Beliebtheit erfreuende Turniergruppe (Casting) wird ab 1952 vom neu gewählten Posten des Sportwartes betreut. Am 03.10.1959 richtet der Sport-Angelklub, Abteilung Turniergruppe, die internationalen Landesmeisterschaften aus.

Aufgrund guter Kontakte des damaligen Sportwartes konnten die Weltmeister Jonny Broers aus Amsterdam und Fritz Schreck aus der Schweiz in Göttingen begrüßt werden.

1958 wird die in der neuen Satzung von 1935 erstmal erwähnte Jugendgruppe gegründet. Mitglied kann damals in der Jugendgruppe nur der werden, der regelmäßig an den Treffen der Turniergruppe teilnimmt.

1968 wird der Sport-Angelklub Mitglied des Verbandes Nordhessischer Sportfischer (dem heutigen Fischereiverband Kurhessen e.V.), gehört aber natürlich weiterhin dem Landessportfischerverband Niedersachsen e.V. und dem VDSF an.

Durch Initiative und die wissenschaftlichen sowie labortechnischen Möglichkeiten des 1971 zum ersten Mal gewählten 2ten Gewässerwartes, Leiter des Institutes für Agrikultur-Chemie an der Uni Göttingen, wird u.a. in der hiesigen Region die Grundlage dafür geschaffen, dass Angler heute überhaupt als Naturschützer anerkannt sind.

Der alte Pioniergeist und Expansionsdrang steckt auch traditionell in dem relativ jungen Vorstand der 80er und 90er Jahre, so dass zusätzliche Gewässer angepachtet werden konnten!

Da die Arbeit an den Gewässern aufgrund diverser Anpachtungen immer mehr zunimmt, wird 1975 das Amt des Arbeitswartes geschaffen.

Seine Aufgabe ist es, die bisher in viel Eigeninitiative erledigte Arbeit zu strukturieren und zu organisieren.

1982 wird der VDSF und damit auch der Sport-Angelklub zum anerkannten Naturschutzverband nach §29 Bundesnaturschutzgesetz.

10 Jahre später erfährt auch der Landessportfischerverband Niedersachsen die gleiche Anerkennung, wodurch sich die Aufgaben des Klubs mehren.

Politik, Verwaltung und Bevölkerung werden ab den 80er Jahren immer mehr für den Umwelt- und Naturschutzgedanken sensibilisiert; auch bei den Sportfischern wird dieses Thema immer stärker gewichtet.

Dabei stellen die Säuberungen der Gewässer, ihrer Ufer, das Sich-Kümmern um den Besatz zur Erhaltung gefährdeter Fischbestände und die diese Maßnahmen unterstützende Führung von Besatz- und Fangstatistiken nur einen kleinen Teil dar …

Wegen der steigenden Mitgliederzahlen hält 1992 die EDV Einzug in das Vereinsleben.

Aufgrund der Anerkennung des Landessportfischerverbandes Niedersachsen e.V. wird 1994 das Amt des Umwelt- und Pressewartes geschaffen. Er vertieft und erweitert die Kontakte zu anderen Naturschutzverbänden und Behörden.

Das Interesse von ca. 3.500 Besuchern auf dem Infostand des Sport-Angelklubs anlässlich des Plessefestes 1996 zeigt die Richtigkeit des vom Verein eingeschlagenen Weges, was die Darstellung der Fischerei in der Öffentlichkeit betrifft.

Nachwuchssorgen kennt der Sport-Angelklub nicht. So zählt die Jugendgruppe ca. 30 Mitglieder, die dem Verein mit eigener Satzung angeschlossen sind. Aufgrund der wachsenden Jugendgruppe wird 1998 ein 2ter Jugendwart ernannt.

1999 geht das so eben erwähnte Amt des Umwelt- und Pressewartes in den Tätigkeitsbereich des 2ten Vorsitzenden über.

Zudem kann der Sport-Angelklub 1999 seinen 75sten Geburtstag feiern. Die Feierlichkeiten finden im Bovender Bürgerhaus mit Mitgliedern, Familie und Freunden statt.

Grußworte sprachen u.a.

3. Das neue Jahrtausend

Die im alten Jahrtausend begonnenen Verhandlungen mit der Stadt Göttingen um ein Grundstück am Kiessee, die dafür sorgen sollen, dass der Sport-Angelklub nach nunmehr fast 80 Jahren eine eigene Bleibe bekommt, konnten zunächst leider noch nicht erfolgreich abgeschlossen werden.

2004 versetzt ein Fischsterben im Göttinger Kiessee den Sport-Angelklub in höchste Alarmbereitschaft. Ein vermehrtes Auftreten von Blaualgen führt zur Lähmung der Atemorgane der Fische. In erster Linie ist zwar fast nur der verbuttete Brassen- und Güster-Bestand betroffen, jedoch fallen auch einige Edelfische dem Fischsterben zum Opfer. Über 14 Tage werden zum Teil unter extremen Anstrengungen die verendeten Fische von den Sportkameraden eingesammelt und entsorgt. Leider waren es an jeden Tag immer wieder dieselben Sportkameraden, die sich an der Arbeit beteiligt haben. Ihnen sei an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich gedankt!

Ende 2005 können die Verhandlungen mit der Stadt Göttingen nach endlos erscheinenden 6 Jahren zum erfolgreichen Abschluss gebracht werden.

Ab dem 01.01.06 ist der Sport-Angelklub Eigentümer eines Grundstückes westlich des Göttinger Kiessees. Der von vielen Mitgliedern lange gehegte Traum eines eigenen Vereinsheimes kann nun verwirklicht werden.

Aktuell hat der Sport-Angelklub 315 Mitglieder, eine 30 Mitglieder starke Jugendgruppe, 120 Jahresscheininhaber…